Borkenkäferbekämpfung in unseren Fichtenwäldern

Vor dem Käfer ist nach dem Käfer

Warum eine Bekämpfung der Borkenkäfer so wichtig ist.

Manch ein Waldbesitzer kann es vielleicht schon nicht mehr hören, andere wissen es gar nicht: Die Bekämpfung der beiden Fichtenborkenkäfer mit den wohlklingenden Namen „Buchdrucker“ und „Kupferstecher“ ist gemäß der Landesverordnung zur Bekämpfung der schädlichen Insekten in den Wäldern Pflicht für jeden Waldbesitzer in Bayern. Man müsste sogar einen Befall anzeigen und sich beim zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten melden, dass dieser Befall ordnungsgemäß bekämpft wird (ähnlich dem gefährlichen Feuerbrand bei den Obstbäumen).

Dabei macht „der Käfer“ doch nur, was ihm die Natur vorgegeben hat: Normalerweise ist er ein Schwächeparasit, d. h. er befällt vorgeschädigte Bäume, die z. B. vom Sturm „angeschoben“ worden, aber noch nicht umgefallen sind oder denen die schwere Nassschneelast einen Teil der Krone abgebrochen hat. Die Borkenkäfer werden zuerst von den Harzdüften (Terpenen) der kränkelnden Fichten angelockt. Diese sind dann leichte Beute für die Käfer. Buchdrucker und Kupferstecher sind also eigentlich die Gesundheitspolizei im Wald.

Anders verhält es sich allerdings, wenn zwei Faktoren, die für die Entwicklung der Käfer günstig sind, zusammentreffen: warme, trockene Witterung und ausreichend Brutmaterial, z. B. in Form von Windwürfen. So geschehen am 31. März .2015 durch den Sturm „Niklas“ und den darauf folgenden Trockensommer. Sind die geschwächten Fichten „aufgebraucht“, dann ändert der Käfer seine Strategie: Er geht zum Stehendbefall an gesunden Fichten über. Solange es ausreichend Niederschläge gibt, wehren sich die Bäume, indem sie die einbohrenden Käfer mit ihrem Harz ersticken. Bleibt der Regen über Wochen aus, kann die Fichte nicht mehr genug Harz produzieren und die Borkenkäfer unterbrechen den Saftstrom im Baum. Er stirbt ab. Dabei verständigen sich die kleinen Insekten verblüffend gut über ihre Sexuallockstoffe (Pheromone): die Käferweibchen signalisieren ihren Partnern „Kommt alle hierher – hier ist freier Brutraum!“. Ist der Baum von oben bis unten mit Käfern besetzt, senden sie einen Ablenkduftstoff aus, der bedeutet „Halt – Baum besetzt – sucht Euch einen neuen!“ Somit entsteht das bekannte „Käferloch“ oder „-nest“: Mehrere um eine erstbefallene Fichte stehende Bäume werden befallen. Die anderen stehen plötzlich im prallen Sonnenlicht, erleiden Hitzestress, sind leichter vom Käfer zu überwältigen usw.

Aus diesen Gründen ist es wichtig, befallene Bäume rechtzeitig aufzuarbeiten und aus dem Wald zu schaffen (mind. 500 m). Gerade das Erkennen des ersten Befalls Ende April/Anfang Mai ist ausschlaggebend für die weitere Entwicklung der Käfer in einem Waldbestand: Erwischt man diesen Erstbefall, hat man i. d. R. für diesen Sommer Ruhe.

Oft ist es jedoch der Standort, der die Fichte schwächt und den Käfer begünstigt: Fichten auf kiesigen Böden leiden sehr leicht unter Wassermangel. Deshalb sollten entstehende Kahlflächen mit klimatoleranten Baumarten wiederaufgeforstet werden. Fragen Sie Ihren zuständigen Förster!

Erwin Schmid, Forstrevier Ammersee

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